Es ist Ende April und wir treffen uns am Flughafen Hannover. Der Winter war (gefühlt) lang und hart, wir wollen endlich Sonne. Gegen 20:00 steigen wir in Arrecife aus dem Flieger und holen unser Gepäck. Unser Shuttle wartet schon und bringt uns zum Hafen. Dort staunen wir nicht schlecht, man wartet auf uns (Sonntagabend 21:00Uhr!) und hat sogar kaltes Bier im Kühlschrank! Schnell ist der Papierkram erledigt, das Gepäck an Bord und wir machen uns auf in die nächste Bar. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass ein international agierender Boulettenbräter noch auf hat und wenn man schon mal da ist….
Am anderen Morgen bekommen wir unsere Einweisung auf das Boot und den Proviant geliefert. Danach machen wir uns auf den Weg aus dem Hafen. In dem großen Vorhafen probieren wir das Boot aus und setzen Segel. Der Wind soll eher schwach sein, aber durch die hohen Berge bläst es ganz ordentlich. Alles wird probiert, Wende, Halse, Beidrehen und als eine Kappe über Bord geht sparen wir das Mob-Manöver (Men over Bord) und fischen die Kappe aus dem Wasser.
Mittlerweile ist es Nachmittag und der Hunger setzt sich durch, also ab in den nächsten Hafen, nach nur 10Nm sind wir in Porto Calero, einem netten kleinen Hafen mit vielen Restaurants. Beim Essen wird der Plan von der großen Runde beerdigt, das neue Ziel sind alle Häfen auf Lanzarote und Fuerteventura, Teneriffa, Gran Canaria und der Rest wird auf 2020 verlegt. So geht es anderntags weiter nach Rubicon an der Südspitze von Lanzarote. Zwischendurch noch ein Badestopp in einer Bucht, das Wasser ist sehr erfrischend!
Von Rubicon bis nach Corralejo auf Fuerteventura sind es nur ca. 10Nm, das ist uns doch etwas zu kurz und wir segeln weiter nach Porto Castillo, immerhin 50Nm. Porto Castillo ist ein kleiner Hafen und es gibt nur einen Steg der groß genug für uns ist, leider liegt der sehr ungünstig zum Wind und wir brauchen einige Zeit bis wir festgemacht haben. Dafür gibt es eine gute Paella. Weiter nach Morro Jable dem südlichsten Hafen auf Fuerteventura. Niemand reagiert auf unsere Funkanfragen oder die Anrufe, kein Hafenmeister, kein Marinero zu sehen und der reguläre Hafen voll, keine Chance auf einen Liegeplatz. In einem weiteren Hafenbecken, der wohl Fischern und Einheimischen vorbehalten ist, machen wir fest und müssen über den Zaun klettern, um in den Ort zu kommen. Belohnung für die Mühsal: eine kommunale Fischhalle mit Restaurant. Der Fisch ist genauso gut wie der Preis!
Der nächste Hafen ist nur 22Nm entfernt, bietet aber vom Segeln alles, von der Flaute bis Starkwind. Im Schatten der Berge müssen wir mit Motor fahren sonst treibt uns die Strömung weg, aber schon beim ersten Tal gibt es die volle Brise und wir legen uns so auf die Seite das wir reffen müssen. Am Nachmittag sind wir in Tarajal fest und der Hafen ist wirklich nett und im Ort sind viele gute Restaurants. Wir sind bereits auf dem Rückweg und laufen einige Häfen zum zweiten Mal an bis wir wieder in Arrecife sind. Von Arrecife geht es weiter zum Schlusspunkt der Reise nach La Graciosa, einer Inselgruppe im Norden von Lanzarote. Es ist ein großes Naturschutzgebiet mit einem Hafen und einer Ankerbucht, die nur durch einen schmalen Korridor angelaufen werden darf. Der Hafen ist schnuckelig und der Ort auch, ohne asphaltierte Straßen und Gehwege, praktisch in einer Art Dauersiesta. Die Paella ist eine Klasse für sich, genau wie der Preis. Am zweiten Tag machen wir eine Jeepsafari und lassen uns die ganze Insel zeigen, die anderen Inseln sind tabu und dürfen nicht betreten werden. Noch ein gutes Abendessen und es geht zurück nach Arrecife. Dort noch mal tanken und ein etwas holperiges Anlegemanöver bei viel Wind und der Törn ist zu Ende. Bootsübergabe, Papierkram, Taxi zum Flughafen und zurück nach Hannover.
Nachbetrachtung, 332 Nm gesegelt. Toller Törn, gutes Revier, alles richtig entschieden und: Teneriffa wir kommen!
Detlef Wojtera