Das Meistertrainer-Interview

“Jetzt war einfach unser Tag”

Hinter jeder Meistermannschaft steht zumeist ein meisterlicher Trainer oder wie bei der U19 ein meisterliches Trainerteam. Bastian Aschemann, Niklas Volke und Leander Baar, der in Duisburg nicht mit von der Partie sein konnte, sind beim HSC die Väter des Erfolgs, die einen maßgeblichen Anteil daran haben, dass man an der Constantinstraße nun zu Gast beim deutschen Meister ist. Nach den ersten Kabinenfeierlichkeiten, bei der jeder Tropfen übrig gebliebener Wasserflaschen ersatzweise als Sektdusche genutzt wurde, standen Volke und Aschemann Rede und Antwort zum Meisterstück.

von

 Niklas Winkler

 | 17.03.2023,

 00:08

Die Trainer hinter dem Erfolg mit der Meisterschale: Niklas Volke (links) und Basti Aschemann

Die Trainer hinter dem Erfolg mit der Meisterschale: Niklas Volke (links) und Basti Aschemann

© 2023, Jan Teichmann

“Eigentlich wollten wir direkt nach Europa”

Noch zum Teil durchnässt, aber wenigstens in trockenen Klamotten stehen Niklas Volke und Bastian Aschemann, bereit zum Meistertrainerinterview, in einem Aufgang der Duisburger Sportschule Wedau, zu laut für ein Interview in Kabine oder Gang, verständlich bei diesem Titel. Beide mit einem breiten Grinsen im Gesicht und von den Emotionen überwältigt. 

“Dadurch, dass das Tor relativ nah am Ende war, kamen zum Schluss sehr viele Emotionen. Es war ja auch ein sehr taktisch geprägtes Spiel dadurch so ein bisschen, ich will nicht sagen emotionslos, aber emotionsfreier, weil es halt nicht so viele spannenden Szenen gab. Natürlich ist man da sehr angespannt, aber so richtig Spannung kam dann natürlich erst mit dem Tor kurz vor Ende. Man hatte diese emotionalen Highlights sehr knapp hintereinander, irgendwann hat man auf die Uhr geguckt und hat gemerkt es wird irgendwie realistischer und als dann der letzte Ball geklärt war, war dann nur noch Freude pur. Man weiß nicht was in einem abgeht und ja, es ist immer noch nicht in Worte zu fassen.”, beschreibt Basti Aschemann seine Gefühlswelt. 
“Es war ein Abnutzungskampf, beide Mannschaften waren erpicht keine Fehler zu machen, dass hat jeder der das Spiel gesehen hat auch gemerkt. Wir haben auch unsere Systematik angepasst, auf die Überzahl mit dem Kepper ein wenig verzichtet. Auf dem Niveau willst Du dann auch keinen Fehler machen und man gibt sich dem Abnutzungskampf dann auch ein Stück weit hin, mit dem besseren Ende dann für uns letztendlich.”, ergänzt Niklas Volke nochmal mit Blick auf den hoch taktischen Aspekt des Finals.

Das dieser Deutsche Meistertitel etwas ganz Besonderes ist, ist klar, aber eigentlich hatte man die Ziele etwas höhergesteckt, wie Volke mit einem Augenzwinkern zu Protokoll gibt:
“Wir wollten ja eigentlich direkt nach Europa. Aber es gibt leider keine Europameisterschaft, wir wären qualifiziert gewesen. Jetzt müssen wir unsere eigene machen, da können wir das Ziel wenigstens festlegen.” 
“Wir haben immer von Titel zu Titel gedacht. Es hat, glaube ich, niemand davon gesprochen oder geträumt, dass man dann am Ende hier Deutscher Meister wird. Erstmal war die Freude sehr groß über den doppelten Bezirksmeistertitel, dann hat man sich natürlich gefreut über den souveränen Landesmeistertitel, Norddeutsche Meisterschaft sicherlich auch mit guten Gegnern vertreten gewesen, die hätten hier sicherlich auch gut mitspielen können. Von daher war die Freude schon groß und das hat sich aber auch noch nicht vollkommen angefühlt. Alle hatten das Gefühl, dass da noch mehr drin ist und haben es ja dann auch geschafft, dass wir das mit dem ganzen noch die Krone aufsetzen”, blickt Basti Aschemann nochmal etwas realistischer auf die letzten Monate zurück.

Basti Aschemann bei einem Time-Out im ersten Spiel der Deutschen Meisterschaft.

Historisches für den Verein geleistet

Wie schon im Interview vor dem Turnier erwähnt, steckte immer noch das verlorene Aufstiegsspiel des letzten Sommers in den Köpfen, welches als Motivator für diesen Meistertitel diente, der übrigens ein Novum der Fußballer in 130 Jahren Vereinsgeschichte des HSC Hannover darstellt. Umso stolzer macht es die U19-Trainer, dass man diesen Titel nicht nur für sich, sondern für den ganze Verein geholt hat.

Das dieser Tag ein besonderer wird, war Volke schon vor dem Anpfiff des Finalspiels klar. “Ich habe es vorher zu Basti gesagt. Kurz bevor die Musik ausging und wir dann ein letztes Mal zur Mannschaft gesprochen haben, waren wir noch kurz im Hinterzimmer der Kabine und meinte ‘heute, ich hab’s irgendwie im Gefühl, heute werden wir belohnt’. Letzten Sommer liefs nicht, das ging einfach nicht zusammen aus verschiedensten Gründen. Aber jetzt war einfach unser Tag irgendwie und das hatte ich im Gefühl. Letztendlich hat sich das als wahr rausgestellt und das ist tatsächlich dann immer witzig, wie sich so etwas bestätigt. “ 

“Der HSC ist ein super Verein, wir fühlen uns sehr wohl, ganz ganz tolle Leute hier, auch rund um die Mannschaften im Fußballbereich. In erster Linie bin ich einfach super stolz auf die Jungs. Wir waren wie eine kleine Familie das ganze Wochenende, sowie wir miteinander umgegangen sind und wie sie sich jetzt freuen und diese Emotionen teilen dürfen, das freut mich wahnsinnig. Übergeordnet natürlich auch für den HSC, für den ganzen Verein, die Verantwortlich, die ihre tägliche Arbeit reinstecken, ihre Freizeit, dass alles ehrenamtlich machen, dass das Ding am Laufen ist und die Jungs und Mädels, die da zum Training kommen und sich bestmöglich ausbilden lassen wollen. Ich glaube, da haben wir super Rahmenbedingungen beim HSC und müssen uns nicht verstecken gegen die städtische und Umlands Konkurrenz. 
Wir haben heute ein Ausrufezeichen dafür gesetzt, dass der HSC ganz oben mitspielt.”

Das Ziel einer langen Reise – jedoch nicht das Ende

“Es fühlt sich ein bisschen an wie das Ziel einer langen Reise. Seit wir vor 5 Jahren zum HSC gekommen sind, hat sich viel verändert und sehr viel zum Positiven entwickelt.
Ich denke, dieser Titel, auch wenn wir uns damit am meisten identifizieren können, ist beim HSC ein Titel, den nicht nur wir alleine gewonnen haben, sondern den der Verein gemeinsam geholt hat.

Von den Rahmenbedingungen, dass wir anständig trainieren können, dass wir immer einen Platz, Kabinen und die Materialien zur Verfügung haben. Das einfach die Infrastruktur da ist, dass die Jungs überhaupt zu uns kommen, dass sie bei uns spielen wollen. Die ganzen Betreuer und anderen Offiziellen, wie Niklas schon gesagt hat, die einfach uns die Arbeit erleichtern, die dafür sorgen, dass wir uns auf’s coachen konzentrieren können, das fühlt sich einfach an wie das Ziel einer langen Reise. Ich will nicht sagen, dass es das Ende ist, aber es ist das Ziel eines Weges, eines Erfolgs, der lange aufgebaut wurde und jetzt endlich veredelt wurde.”, benennt Basti Aschemann weitere, für den Erfolg stehende Faktoren und wird von Niklas Volke ergänzt:

“Noch ganz wichtig zu erwähnen ist auch der Zusammenhalt im Verein. Wie viele Leute aus dem Verein uns dieses Wochenende verfolgt haben im Livestream, das ist echt der Wahnsinn, was ich für Nachrichten bekommen habe. 
Ich hab nur gerade mal auf die Smartwatch geschaut, konnte gar nicht alles im Detail lesen. Nur einmal kurz geguckt, weil mir das Feiern echt wichtiger war, aber auch die Damen, die uns ganze Zeit unterstützt und sogar im Stadion geschaut haben. Wo die Leute zum Teil die Livestreams geschaut haben, was ich dar für Nachrichten gesehen habe, ist echt der Wahnsinn.” Neben den Damenmannschaften, die aus der Nordkurve im Niedersachsenstadion, während des Spiels von Hannover 96, den Livestream schauten, kamen auch Zusendungen beispielweise aus der Londoner U-Bahn, um nur ein paar der Orte zu benennen. “Es macht einen dann auch echt Stolz, dass der Verein so hinter einem Stand, egal welche Abteilung, ob Junge oder Mädchen, Mann oder Frau. Dass man uns einfach so supportet hat, das hat man ein Stück weit auch gespürt am Ende und vielleicht macht sowas dann auch den Unterschied?”

Niklas Volke beim WarmUp zu einem Spiel bei der Deutschen Meisterschaft.

Die Ziele für die verbleibende Spielzeit sind klar

In der Halle hat man gezeigt, dass am HSC Hannover kein Weg vorbeiführt. Um die Saison aber vollends erfolgreich zu gestalten, sind auch draußen noch Ziele zu erreichen. Man geht als Tabellenführer in die Rückrunde der Landesliga Saison und ist auch im Pokal noch vertreten, wo man eine Woche vor dem Erreichen des Meistertitels bereits die nächste Runde klar machte.
Denn so schön das erreichte auch ist, für Basti Aschemann geht der Blick schon jetzt wieder auf die nächsten Aufgaben: „Natürlich, es wird jetzt gefeiert, aber dann wird sich ab Dienstag wieder fokussiert. Es geht in der Liga dann wieder voll los, die Rückrunde steht an. Wir haben in der Hinrunde gute Vorarbeit geleistet und sind da jetzt in der Liga auf einem guten Weg, demnächst wieder feiern zu können. Aber ja, wir sind Deutscher Meister, wir müssen uns vor niemanden verstecken, auch draußen nicht. Ich meine, wer in der Halle kicken kann, kann auch draußen ein bisschen was. 
Wir wollen aufsteigen, wir wollen Erster werden, und wir wollen natürlich auch im Pokal so weit kommen wie möglich und wenn möglich natürlich auch die Schale in der Hand halten. Denn es ist ein schönes Gefühl und das nehme ich gerne wieder mit, also Erster werden.”

Und auch bei den Missionen steht der gesamte Verein hinter der U19 und Ihren Trainern – dann auch wieder in voller Besetzung mit Leander Baar. 
Wer sich von dem können der Jungs überzeugen möchte, hat am Samstag ab 13Uhr bei der Landesligapartie gegen den JFV Flenithi Süd die Chance. Gespielt wird im heimischen HSC-Stadion an der Constantinstraße.